12.09.2009 20:33:00

Ausbildung: Wärmegewöhnung

„Ich habe die Hölle gesehen...“ sagte einer der ersten Teilnehmer der Wärmegewöhnungsübung, als er aus dem Brandcontainer wieder ins Freie trat. Auch wenn die Ironie in der Stimme kaum zu überhören war, konnte man sich langsam ausmalen, was einen selbst in den nächsten Minuten ereilen würde. Beginnen wir aber der Reihe nach:

Samstag Morgen, 6:15 Uhr: Der Wecker klingelt. Kurz nach 7 Uhr geht die Reise los, die der Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger den perfekten, brandheißen Abschluss geben wird. In den letzten Wochen haben Patrick Neumann und Daniel Schuboth bereits etliche Stunden Ausbildung absolviert und die Abschlussprüfung zum Atemschutzgeräteträger gemeistert, heute steht die Wärmegewöhnung auf dem Programm.

Das Tor zur Hölle? Nicht ganz. Das Bild zeigt die Frontalansicht der Wärmegewöhnungsanlage der Feuerwehr Köln. Links im Bild eine der beiden „Ofenkammern“.


Auf dem Gelände der Feuerwache 6 in Chorweiler betreibt die Feuerwehr Köln eine Wärmegewöhnungsanlage, die den Einsatzkräften die Situation in einem brennenden Gebäude vermitteln soll. Die Teilnahme an diesem Lehrgang ist den Feuerwehrangehörigen freigestellt, das Seminar wird aber gerne angenommen. Wann hat man sonst schon die Möglichkeit, ein paar Erfahrungen zu sammeln, ohne sich im absoluten Gefahrenbereich aufzuhalten?

Da liegt was in der Luft: Erst die nötige Theroie, dann Praxis

Bereits während der theoretischen Einführung von nicht ganz einer Stunde Dauer dringt schon Rauchgeruch durch die Fenster des Schulungsraumes, die Wärmegewöhnungsanlage wird angefeuert. Nach der Einkleidung mit Feuerwehrschutzkleidung, rotem Helm, Atemanschluss und Pressluftatmer, die jeweils speziell für die Wärmegewöhnung vorgehalten werden – eine Kontamination der eigenen Schutzkleidung mit Brandrauch wird so vermieden – und der Einteilung der Gruppe in verschiedene Trupps beginnt ein weiteres Abenteuer der Ausbildung bei der Feuerwehr Köln.

Jetzt wirds heiss.

Einer der Trupps in voller Montur. Die Feuerwehr Köln hält spezielle Ausrüstung für die Wärmegewöhnung vor.
Der erste Trupp betritt zusammen mit einem von vier anwesenden Heißausbildern die Wärmegewöhnungsanlage, ein weiterer Trupp steht als Sicherheitstrupp in Bereitstellung. Einsatznah soll das Erlebnis sein, in der Anlage und auch auf der Fläche davor … Sprechfunkverbindung und Atemschutzüberwachung gehören auch dazu.

Der Durchgang durch die Wärmegewöhnungsanlage gestaltet sich überraschenderweise viel aktiver als vermutet. Die Feuerwehr Köln hat nicht nur mehrere Seecontainer gestapelt, sondern gleich ein paar Attraktionen eingebaut. Jeder Kursteilnehmer transportiert einen Feuerlöscher durch die Anlage, quetscht sich durch zwei Wände aus Reifen und ertastet vorsichtig – teilweise ohne Sicht – eventuelle Bodenhindernisse. Bei allen Aufgaben wird natürlich im Trupp gearbeitet, gegenseitige Unterstützung macht vieles einfacher. Zwischendurch weist der Ausbilder auf die Wirkung der Hitze hin, der Temperaturanstieg vom Boden bis in Stehhöhe wird deutlich. Irgendwann taucht eine Treppe aus dem Rauch auf, die in das „Obergeschoss“ der Anlage führt. Dort oben ist die Wärmeeinwirkung schon grenzwertig, während man noch kniet - in aufrechter Position kann man nicht lange verharren.

Nachdem der Trupp dann wieder im Erdgeschoss angekommen ist (die Treppe wird dabei aus Sicherheitsgründen rückwärts herabgestiegen), folgt nach ein paar Metern eine kleine Überraschung. Der Ausbilder fordert auf, die Handschuhe auszuziehen und die Temperatur in Bodennähe zu erspüren. Es ist kühl dort … eigenartig.

Blick auf das Feuer im Brandraum. Das Foto ist durch ein Loch im Container aufgenommen worden - eine Kamera mit in die Anlage zu nehmen würde dem Gerät sicher nicht bekommen.
Dann der wirklich heiße Teil: Es geht in den Brandraum. Durch eine schmale Luke hindurch begibt man sich unmittelbar vor das Feuer, die Wärmewirkung der brennenden Fläche von knapp 2 Quadratmetern ist gewaltig. Wie gut unsere Schutzkleidung die Wärme abschirmt, zeigt ein einfacher Test: Im Knien wird ein Handschuh hinter dem angewinkelten Bein ausgezogen, dabei ändert sich die Temperatur kaum. Wenn man nun die Hand hebt, trifft die Wärmestrahlung ungemindert und schmerzhaft auf.

Nach der ersten Begegnung mit der vollen Hitze folgt ein weiterer Rundgang durch die Strecke. Diesmal ohne Feuerlöscher, dafür aber mit mehr Tempo. Zwischendurch fragt die Atemschutzüberwachung den niedrigsten Flaschendruck ab, dann geht es weiter. Am Ende wartet noch einmal der Brandraum. Über ein bereitliegendes Hohlstrahlrohr gibt der Ausbilder kurz Wasser ab. Das Feuer - davon kaum beeindruckt - brennt scheinbar
Üben, üben, üben … auch hier wird die Atemschutzüberwachung praktiziert, denn auch das will gelernt sein.
ungemindert weiter, während eine Welle von Wasserdampf anrollt und den ganzen Raum zur Sauna macht. Binnen Sekunden steigt die Temperatur in der Schutzkleidung, man erinnert sich kurz an mahnende Worte der Ausbildung: 1 Liter Wasser verdampft zu 1700 Litern Wasserdampf – bei 100 °C. Hier haben wir es mit wesentlich höheren Temperaturen zu tun und etliche Tausend Liter Wasserdampf sorgen so also dafür, dass man den Brandraum recht zügig verlässt.

Das Schlimmste ist geschafft, jetzt nur noch abkühlen.

Damit endet dann auch die spannende Entdeckungsreise durch die Wärmegewöhnungsanlage. Vor der Türe steht eine Wanne mit Wasser und spendet Kühlung für die Hände. Bis man die restliche Kleidung abgelegt hat, vergeht noch etwas Zeit. In der anschließenden Nachbesprechung geht der Heißausbilder nochmals alle Themen durch und fragt – wie auch während der Übung – wiederholt nach dem Befinden der Truppmitglieder. Sicher ist sicher.

Endlich raus aus den heißen Klamotten: Auskleiden nach der Übung.
Am frühen Nachmittag hatten alle Gruppen die Anlage durchlaufen. Nachdem die Wasserversorgung zurückgebaut wurde, folgte noch eine kurze, gemeinsame Nachbesprechung und der Eintrag der Übung in die Atemschutzpässe der Teilnehmer. Das Resümee: Alle Kameraden haben gemerkt, wie die Hitze auf den Körper wirkt und wie wichtig die Ausnutzung jeder Deckung in einem Brandraum ist. Nachdem man an diesem Lehrgang teilgenommen hat, kann man der Feuerwehr Köln zweifelsfrei eine gute und praxisnahe Ausbildung attestieren. Einen besonderen Dank haben vor allem die Ausbilder verdient, die einen wirklich guten Job gemacht haben. Danke, Jungs!
Autor: Daniel Schuboth

Kommentare zu diesem Bericht:

Beitrag kommentieren

Sie können diesen Beitrag kommentieren. Geben Sie dazu bitte mindestens einen Text (Pflichtfeld, markiert mit ►) ein. Ihre E-Mail-Adress wird - sofern angegeben - natürlich nicht veröffentlicht.

Wir behalten uns die Freischaltung oder auszugsweise Wiedergabe
der von Ihnen eingegebenen Inhalte vor.

Name:
E-Mail-Adresse:
Ihr Kommentar:
Eingabe
erforderlich!
© 2009-2024 Feuerwehr Köln – Löschgruppe Libur   ·   Impressum   ·   Kontakt   ·   Datenschutzerklärung